Diagnose und Therapie einer Gürtelrose

Eine direkte Erkrankung an Gürtelrose gibt es nicht, die Erstinfektion sind immer die Windpocken. Bei jüngeren Patienten kommt eine antivirale Therapie nicht unbedingt zum Einsatz, hier reichen bei einem komplikationslosen Verlauf der Gürtelrose antiseptische und schmerzstillende Mittel gegen die Symptome aus.

Diagnose der Gürtelrose

Meist kann Herpes Zoster anhand der Krankheitsgeschichte sowie dem Erscheinungsbild der Haut des Betroffenen diagnostiziert werden. Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach seinen Symptomen. Weist die Haut des Betroffenen bereits die charakteristischen Merkmale der Gürtelrose, d.h. angeschwollene, gerötete Hautareale, die mit Bläschen versehen sind und von meist einseitigen Schmerzen begleitet werden, auf, ist die Diagnose klar.

Eine weitere Möglichkeit für die Diagnose von Gürtelrose stellt der Antikörpertest dar, bei dem die Variezella-zoster-Antikörper im Blut bestimmt werden. Leider ist dieser Test nicht allzu aussagekräftig; denn bei bereits 90 Prozent aller Menschen, die schon eine Windpockenerkrankung hinter sich haben, finden sich diese Antikörper im Blut. Auch ist in diesem Zusammenhang die Tatsache nicht zu vergessen, dass es ja gerade die Windpockenerkrankung ist, die als Voraussetzung für eine spätere Gürtelrose gilt.

Der Blick durch das Mikroskop ermöglicht die sichere Diagnose

Absolute diagnostische Sicherheit und der Beweis einer akuten Infektion kann schließlich über den Nachweis der IgM-Antikörper gegen das Variezella-zoster-Virus erreicht werden. Hierfür wird von einem Facharzt Sekret bzw. Zellen aus den Bläschen bzw. vom Bläschengrund entnommen und auf mikroskopisch auffällige Zellveränderungen sowie den IgM-Antikörper untersucht. Auch eine Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit durch eine Lumbalpunktion ist möglich und schließlich kann eine Blutuntersuchung zur Diagnostik beitragen: Weist das Blutbild eine erhöhte Lymphozytenzahl, eine Zunahme der Plasmazellen sowie eine Abnahme der Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen auf, kann dies auf eine Herpes-zoster-Infektion hindeuten.

Grundsätzlich ist eine Diagnose von Herpes zoster nicht immer einfach, da selbige sich unterschiedlich und auch an verschiedenen (Körper-)Stellen äußern kann. Entscheidend hierfür ist, an welchen Nervenbahnen und in welchen Nervenknoten sich die Viren nach der Varizelleninfektion, d.h. der Erstinfektion mit den Windpocken, eingenistet haben.

Behandlung der Gürtelrose

Ziel der Behandlung von Herpes zoster ist es, die Schmerzen des Patienten in der Akutphase der Krankheit zu lindern, die Dauer des Hautausschlags zu begrenzen und einer postherpetischen Neuralgie sowie weiterer akuter oder chronischer Komplikationen vorzubeugen.

Symptomatische Therapie durch Salben und Puder

Je nach Stadium des Hautausschlags wird in der Regel lokal, entweder austrocknend oder aber antiseptisch zum Beispiel mit feuchten Umschlägen (vor allem im Bläschenstadium), mit Lotio alba (Zinkoxidschüttelmixtur) oder krustenlösend behandelt. Grundsätzlich ist zu bemerken, dass eine effiziente und zufriedenstellende Lokaltherapie mit antiviraler Wirksamkeit bisher nicht existiert und auch die lokale Therapie mit antiviralen Substanzen wirkungslos ist.

In der Regel sind die Patienten dazu angehalten, die betroffenen Hautareale so trocken wie möglich zu halten, d.h., selbige sollten wenn möglich nicht gewaschen werden. Um den oft starken Juckreiz etwas zu lindern, kann das Anlegen eines Verbandes über der Salbe oder dem Puder hilfreich sein. Diese Maßnahme dient darüber hinaus der Vorbeugung der weiteren Verbreitung der Herpes-zoster-Viren durch das Berühren sowie einer bakteriellen Infektion und späterer Narbenbildung durch das Aufkratzen der Bläschen. Sollten die Hände dennoch in Kontakt mit den Pusteln gekommen sein, dann gilt es, sie sofort zu waschen oder zu desinfizieren.

Antivirale Therapie

Antivirale Medikamente dienen in der Regel dazu, die Vermehrung der entsprechenden Viren einzudämmen und werden vor allem zur Behandlung von durch Viren hervorgerufenen Infektionskrankheiten eingesetzt. Normalerweise handelt es sich beim Herpes zoster um eine selbstlimitierte Erkrankung von Haut und Nervensystem. In der Regel heilt die Krankheit bei jungen Personen ohne weitere Risikofaktoren und auch ohne die Indikation einer spezifischen Antiviralen Therapie komplikationslos aus.

Sind die Patienten jedoch etwas älter oder ist mit einem komplizierteren Verlauf der Gürtelrose zu rechnen, dann sollte die Krankheit mit antiviralen Medikamenten behandelt werden. Darüber hinaus beeinflusst eine antivirale Therapie der Heilungsverlauf positiv und verkürzt diesen.

Eine antivirale Therapie von Herpes zoster wird in der Regel dringend empfohlen bei Patienten ab dem 50. Lebensjahr, bei Betroffenen jedes Alters bei Herpes zoster im Kopf- und Halsbereich, bei schwerem Herpes zoster am Stamm oder den Extremitäten, bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem sowie bei Betroffenen mit ausgedehnten Ekzemen oder schwerer Dermatitis atopica.

Zoster-Score bei einer antiviralen Therapie

Als Entscheidungshilfe für oder gegen eine antivirale Behandlung der Erkrankung kann ein sogenannter Zoster-Score angewendet werden. Hierbei handelt es sich um einen vom Arbeitskreis Zoster der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft sowie der Paul-Ehrlich-Stiftung ausgearbeiteten Fragebogen, der zum Beispiel Risikofaktoren wie das Alter (über 50 Jahre), das weibliche Geschlecht oder Schmerzen der Haut etc. mit einbezieht.

Ratsam ist es mit einer antiviralen Therapie sobald wie möglich zu beginnen, denn der Erfolg ist vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginns abhängig. Entsprechend sollte die Therapie so früh wie möglich, d.h. bestenfalls innerhalb von 48 bis maximal 72 Stunden nach Beginn des Hautausschlags, erfolgen und mindestens sieben Tage andauern. Darüber hinaus gibt es Ausnahmesituationen wie zum Beispiel ein länger bestehender Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus sowie bei Immundefekten, in denen die Patienten auch zu einem späteren Zeitpunkt noch mit antiviralen Medikamenten behandelt werden sollten.

Derzeit gibt es auf dem deutschen Markt vier unterschiedliche antivirale Substanzen zur Behandlung von Herpes Zoster, nämlich Aciclovir, Valaciclovier, Brivudin und Famciclovir.

Kortikosteroid-Therapie

Eine zusätzliche Behandlung von Herpes zoster mit Kortikoiden (Kortison) kann zwar die Dauer der akuten Schmerzen positiv beeinflussen, d.h. verkürzen, einen gewichtigen Einfluss auf die chronischen Zoster-Schmerzen hat sie allerdings nicht. In Bezug auf eine derartige Behandlung sollte der Nutzen entsprechend gründlich gegen die charakteristischen Nebenwirkungen einer Kortison-Therapie abgewogen werden. Grundsätzlich gilt: Eine alleinige Kortikosteroid-Therapie ohne zusätzliche Gabe von antiviralen Medikamenten ist nicht ratsam.

Schmerzmittel und Entzündungshemmer

Da die Schmerzen bei Herpes zoster meist sehr stark sind, ist eine schmerzlindernde Behandlung mit Schmerzmitteln (Analgetika) sinnvoll. Im Allgemeinen gehört zur Basistherapie die Gabe von NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika), das sind Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac. Bei diesen Wirkstoffen handelt es sich um Schmerzmittel, die gleichzeitig eine entzündungshemmender Wirkung entfalten. Im akuten Stadium kann darüber hinaus eine ein- oder mehrmalige Steroidinjektion mit Lokalanästhetikum an der betroffenen Nervenwurzel dem Patienten sofortige Linderung verschaffen. Bei langanhaltenden Nervenschmerzen kann der Arzt im Rahmen einer Schmerztherapie auch Antiepileptika oder Antidepressiva verordnen. Diese Medikamente verhindern eine postherpetische Neuralgie.

Komplikationen und Folgezustände von Herpes Zoster

Bei den meisten Patienten heilt eine Herpes-zoster-Erkrankung ohne weitere Komplikationen aus. Bei anderen kann es in der Folge an Haut, Augen oder aber am zentralen Nervensystem zu akuten, chronisch werdenden Schmerzen kommen. Komplikationen und Folgeschmerzen im Bereich der inneren Organe sind hingegen eher selten. Dennoch gehört die Gürtelrose gerade wegen ihrer bisweilen recht langwierigen und schweren Komplikationen, die zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität führen können, zu den gefürchtetsten Viruserkrankungen.

Zentrales Nervensystem

Eine der stärksten Komplikationen der Gürtelrose ist der Virenübergriff auf das Zentralnervensystem. Folge können dann Hirnhautentzündungen (Zoster-Meningitis) oder Entzündungen des Gehirns (Zoster-Enzephalitis) selbst sowie Entzündungen des Rückenmarks (Zoster-Myelitis) sein. In relativ seltenen Fällen kann es zur Ausbreitung der Zoster-Viren im gesamten Körper inklusiver der inneren Organe (Zoster generalisatus) kommen. Dieser Befall ist lebensbedrohlich und trifft vor allem Patienten mit Immundefekt.

Komplikationen auf der Haut

In der Regel kommt es auf der Haut im Zoster-Akutstadium vor allem zu bakteriellen Sekundärinfektionen, die mit eitrigen Geschwüren einhergehen können. Weitere Auswirkungen des Herpes zoster können hypo- oder depigmentierte Narben oder Einblutungen sein.

Komplikationen am Auge

Zu den Komplikationen im Augenbereich zählen Lidhautläsionen mit späterer Narbenbildung, Bindehautentzündungen sowie Entzündungen der Leder- und der Hornhaut. Auch Entzündungen der mittleren Augenhaut können auftreten, wobei hier die Gefahr der Steigerung des Augeninnendrucks (Sekundärglaukom) oder aber einer Netzhautnekrose bestehen.

Neurologische Komplikationen

Am häufigsten treten durch Herpes zoster hervorgerufene Komplikationen im Bereich des Nervensystems auf und führen von akuten bis hin zu chronischen Schmerzen. Neben den beschriebenen Folgeerkrankungen wie Hirnhaut-, Gehirn- und Rückenmarkentzündung, kann es zu motorischen Neuropathien, d.h. Erkrankungen des peripheren Nervensystems oder Lähmungen kommen. Eine der bekanntesten Komplikationen ist die postherpetische Neuralgie (PHN). Von ihr spricht man, wenn die Schmerzen länger als vier Wochen andauern oder aber erst nach einem mindestens vierwöchigen schmerzfreien Zeitintervall einsetzen.

Segmentale Lähmungen

In Folge des Herpes zoster kommt es hin und wieder auch zu segmentalen Lähmungen zum Beispiel des Zwerchfells, Harnblasendysfunktionen oder Bauchwandbruch, die sich bei nahezu jedem zweiten Fall wieder vollständig zurückbilden.